Politik

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Auf dem Weg zur Kommunikationsgesellschaft

Fachkommunikation und Terminologie


Unter Terminologie ist zu verstehen:


Der Fachwortschatz eines bestimmten Fachgebietes (z.B. die Terminologie der Medizin), aber auch die Bearbeitung, z.B. das Erfassen und Zugänglichmachen von Fachwortschätzen in mehrsprachigen Terminologiedatenbanken oder Fachwörterbüchern, sowie die sprachwissenschaftliche Erforschung der Fachwortschätze und die Terminologielehre.


Wissenschaft, Forschung und Technik und viele andere Fachbereiche wie Politik, Kultur, Wirtschaft und Handel erleben in den letzten Jahrzehnten eine Entwicklung, die u.a. gekennzeichnet ist durch eine immer raschere Erneuerung und Ablösung von Erkenntnissen und Produkten. Damit einher gehen eine Vervielfachung des gesamten Fachwissens und eine starke Zunahme der Fachkommunikation (= Austausch von Fachinformationen) innerhalb der Sprach- und Landesgrenzen, aber genauso - infolge der Internationalisierung und Globalisierung des gesamten Lebens - über Sprachbarrieren und geopolitische Grenzen hinweg. Die Fachkommunikation macht heute rund 80 Prozent der gesamten Informationen aus, die über die neuen Kommunikationswege der grenzenlosen, mehrsprachigen Informationsgesellschaft in immer dichterer Folge ausgetauscht werden.


Fachleute bedienen sich für den Austausch von Fachinformationen ihrer Fachsprache, die sich in erster Linie durch ihre besondere Terminologie (= Fachwortschatz) auszeichnet. Die zunehmende Komplexität fachlicher Inhalte und des gesamten Fachwissens sowie die Vernetzung und Überschneidung von Fachgebieten stellen an die Fachkommunikation immer höhere Anforderungen, was ihre Genauigkeit betrifft. In diesem Bereich hat die Terminologie als Fach- und Forschungsgebiet ihren Platz: Sie trägt dazu bei, die Fachkommunikation zu erleichtern und zu beschleunigen und deren Qualität zu sichern, indem sie Fachwortschätze (= Terminologien) ein- und mehrsprachig aufbereitet und über die Datenkommunikationsnetze breitesten Anwenderkreisen zur Verfügung stellt.


Terminologie als wirtschaftlicher Faktor


Neue Anforderungen in der wirtschaftlichen Information und Dokumentation (z.B. Produktedeklaration und Offertstellung in der Kundensprache, mehrsprachige Dokumentation und Lagerverwaltung international tätiger Firmen) haben die Terminologie zum Produktions-und Marketingfaktor und auch zum wirtschaftlichen Faktor hinsichtlich Qualität, Sicherheit und Rentabilität gemacht.


Besonders deutlich spüren das Kleine und Mittlere Unternehmen, zum Beispiel solche, die für die wirtschaftlich-industrielle Nutzung wissenschaftlicher oder technischer Entwicklungen gegründet werden. Während heute bei grossen, namentlich international aktiven Unternehmen - genau gleich wie in grösseren öffentlichen Verwaltungen - Terminologie in ihren verschiedenen Anwendungen (Fachtextredaktion, Übersetzung, Dokumentation, Lagerhaltung usw.) weitherum eine Selbstverständlichkeit ist, stehen gerade kleinere und neugegründete Firmen in diesem Bereich vor beträchtlichen Schwierigkeiten, weil Terminologiearbeit verhältnismässig aufwendig ist. Will sich aber ein solches Unternehmen im nationalen oder gar im internationalen Wettbewerb behaupten, so muss es den terminologischen Anforderungen genügen, die eine zuverlässige Produkteinformation und -dokumentation stellen.


Verschiedene Fachorganisationen, insbesondere aus der Wirtschaft, haben dies erkannt und arbeiten daran, die Terminologie ihres Fachgebiets nach und nach zu vereinheitlichen und in Terminologienormen festzulegen, um die Qualität der Fachkommunikation gleich wie die der Produkte zu sichern. Je nach Fach sind solchen Anstrengungen mehr oder weniger enge Grenzen gesetzt, die nicht zuletzt von der wirtschaftlichen Stärke und von den Interessen, die auf dem Spiel stehen, bestimmt werden. Ausserdem entwickeln sich innovative Fachgebiete (Informatik, Kommunikation, Börse usw.) und mit ihnen ihre Fachwortschätze rascher, als die zuverlässige Normungsarbeit vorankommen kann.


Entwicklung der Terminologie als Fachgebiet


Terminologie wird heute meistens mehrsprachig erarbeitet, auch im deutschsprachigen Raum, und zwar in erster Linie für die Übersetzung von Fachtexten in Industrieuternehmen und bei Behörden. Es darf aber nicht allein darum gehen, fremdsprachige Terminologie zu erarbeiten. Vielmehr müssen auch deutschsprachige Terminologien (= Fachwortschätze) aufbereitet und deutsche Entsprechungen für fremdsprachige Fachausdrücke bereitgestellt werden, damit neues Fachwissen, technische Neuerungen und Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit über die engsten Fachkreise hinaus im deutschsprachigen Raum verbreitet werden können und insgesamt der internationale Wissenstransfer erleichtert wird.


Damit dem ständig wachsenden Bedarf an gesicherter deutsch- und fremdsprachiger Terminologie entsprochen werden kann, gilt es heute vorab, die terminologische Infrastruktur zu stärken, übertrifft doch der Bedarf bei weitem die verfügbaren personellen und finanziellen Mittel. Es geht nicht in erster Linie darum, die technischen Hilfsmittel auszubauen, denn die Terminologie bedient sich wie die Dokumentation bestehender DV-Mittel und Kommunikationsnetze und auf diesem Gebiet sind in den letzten Jahren umwälzende Neuerungen eingeführt worden.


Vielmehr muss es ein erstes Ziel sein, die Terminologieausbildung im Hochschulbereich und in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu stärken, damit die zukünftigen Fachleute selbst mit dem notwendigen terminologischen Fachwissen ausgestattet und in die Lage versetzt werden, Terminologien fach- und regelgerecht zu erarbeiten und den Anwendern zugänglich zu machen. Weiter gilt es, die terminologische Zusammenarbeit im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus voranzubringen und zu diesem Zweck die terminologische Fachinformation zu fördern, um den hohen Aufwand, den jede Terminologiearbeit kostet, durch Arbeitsteilung zu minimalisieren und die Arbeitsergebnisse breiter nutzbar zu machen. Ein Netz für die terminologische Zusammenarbeit, wie es im Raum der lateinischen Sprachen (Französisch, Spanisch usw.) besteht, ist auch für die deutschsprachigen Länder erforderlich.


Rat für Deutschsprachige Terminologie (RaDT)


So haben die UNESCO-Kommissionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die Bildung eines Fachleute-Gremiums unterstützt, das als Rat für Deutschsprachige Terminologie (RaDT) folgende Ziele hat:


  • die Bedeutung der Terminologie im deutschsprachigen Raum bewusst zu machen und die Zusammenarbeit in
  • diesem Bereich zu fördern,
  • terminologische Aktivitäten zu koordinieren und zu unterstützen sowie
  • terminologiepolitische und -strategische Leitlinien zu erarbeiten, zu verbreiten und an deren Umsetzung
  • mitzuwirken.


Derzeit plant der RaDT Massnahmen zur Förderung der deutschsprachigen Terminologie. Für diese Arbeiten stützt er sich auf die Ergebnisse von Untersuchungen im Rahmen eines EU-geförderten Projektes zur Terminologieinfrastruktur in Europa. Seine Vorschläge sollen diese Ergebnisse, auf die einzelnen deutschsprachigen Länder abgestimmt, vertiefen. Für die Verwirklichung der Massnahmen wird die Unterstützung der bildungs-, wissenschafts- undf wirtschaftspolitischen Gremien unerlässlich sein.

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