Ein Vorschlag, der bei der FH Köln auf großes Interesse stößt. In der Terminologie entstehen ganz neue Berufsbilder und interessante Perspektiven für die Weiterentwicklung der Hochschule. Der RaDT begründete die Wahl der FH Köln damit, daß sie die einzige deutsche Hochschule sei, an der gleichzeitig anwendungsorientierte wissenschaftliche Kompetenz im Terminologiebereich (Fachbereich Sprachen) sowie im Informations- und Dokumentationsbereich (FB Bibliotheks- und Informationswesen) mit einer Standortnähe zu Wirtschaft, Organisationen, Behörden und Medienindustrie zusammenkomme. Durch das Institut würde in Köln der deutsche Knotenpunkt eines europäischen Netzes von Terminologiezentren entstehen.
Ungenau oder überhaupt nicht definierte Begriffe können sowohl im nationalen als auch internationalen Sprachverkehr erhebliche Probleme verursachen. Vor allem in sehr innovativen Gebieten wie etwa der Erforschung neuer Krankheiten hat sich vielfach noch keine einheitliche Terminologie etabliert. Oft wird an verschiedenen Stellen an den gleichen Forschungsthemen gearbeitet und eine Vielzahl von Begriffen für gleiche Phänomene geprägt.
Die Folge: Fachleute reden aneinander vorbei, Mißverständnisse häufen sich, wichtige Entwicklungen oder auch Informationen an Fachkollegen und die Öffentlichkeit werden enorm verzögert bzw. verhindert. Umgekehrt kann systematische Terminologiearbeit ein wichtiger Marktfaktor sein. So ergab beispielsweise systematische Terminologiearbeit in der Auto- und Verpackungsindustrie, daß gleiche Bauteile mehrfach unter verschiedenen Namen und Teilenummern im Lager abgelegt und von verschiedenen Produzenten bezogen wurden. Die Kostenersparnis, die sich hieraus ergab, wird mit mehreren hunderttausend Mark für ein einzelnes Teil angegeben. Hinzu kommt die Verhinderung von Produktionsausfällen wegen angeblich fehlender oder zur Zeit nicht lieferbarer Teile, die de facto vorrätig sind.
Die großen Softwareproduzenten haben dieses Problem relativ früh erkannt. Sie investieren sehr víel Geld, um bereits bei der Softwareentwicklung die mehrsprachige Terminologie exakt festzulegen und einheitlich in Bedienoberfläche, Hilfefunktion und Dokumentation zu übertragen. Durch den Einsatz terminologischer Methoden bei den Übersetzungsarbeiten können Versionen für verschiedene Länder schnell und nahezu zeitgleich auf den Markt gebracht werden. Die Kosten für die lokale Anpassung der Software verringern sich so stark, daß sich auch die Entwicklung von Versionen für kleinere Sprachräume lohnt.
Aufgabe des Deutschen Informations- und Dokumentationszentrums für Terminologie wäre nach bisherigen Planungen, Informationen über elektronisch verfügbare Terminologiebestände und Fachwörterbücher, über Software für die Terminologiearbeit, über entsprechende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und über weitere terminologierelevante Themen zu sammeln, auszuwerten, aufzubereiten und interessierten Kreisen in Wirtschaft und Verwaltung zur Verfügung zustellen. Vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen, die sich im internationalen Markt behaupten wollen, wäre diese Informations- und Beratungsstelle eine große Hilfe. Anwendungs- und projektbezogene Forschung würden ebenso zum Aufgabengebiet gehören wie die Entwicklung und Betreuung von Ausbildungsbereichen für Terminologie.